Seit dem 11. Juli 1930 war an der Industriebahn in Warstein auch das sog. Gleis B zur Holzwarenfabrik in Betrieb. Zur Vorgeschichte bitte den Beitrag „Hillenberg“ lesen.

Die Weiche zum Abzweig lag auf dem Hof der Firma Risse und war handbedient.

Entlang der Range führte das Gleis zur Holzwarenfabrik von J&P, wo es in zwei Stumpfgleisen endete. Über die Fahrten zur Fabrik, die Menge der abgefertigten Wagen und anderes liegen leider keine Informationen vor. Die letzte Fahrt zur „Holzbude“, wie das Werk in Warsteiner Umgangssprache hieß, soll um 1952 stattgefunden haben. Danach verfiel das Gleis.

Ab Herbst 1970 wurde in Neubeckum ein neues Großzementwerk (Mark II, siehe dort) gebaut. Für dieses Werk wurde ein Vertrag mit der WLE und dem Steinbruch Köster über die Anlieferung ca. 2.000 Tonnen Kalkstein täglich geschlossen.
Diese Mengen konnten nicht zusätzlich über die Verladeanlagen am Hillenberg oder im Bahnhof Warstein abgewickelt werden. Aber die Bahn B endete ganz in der Nähe des von Köster betriebenen Steinbruchs an der Rangequelle auf der Hohen Lieth (Die Schreibweise differiert von Lied über Liet zu Lieth in verschiedenen Publikationen). Direkt dort sollten neue Verladeanlagen entstehen. Bislang war im Steinbruch nur ein Kalkwerk ansässig, welches aber über keinen Gleisanschluß verfügte.

Es wurde eine Verlängerung der Bahn B geplant, vom Hof der Firma Schulte (ehemals Holzwarenfabrik) entlang der Range bis in den nun deutlich größeren Steinbruch.


Das neue Zementwerk sollte mit gebrochenem Kalkstein mit Fd60 Wagen beliefert werden, so dass eine automatisierte Verladung über eine Siloanlage erfolgen konnte. Diese wurde ab 1971 am neuen Gleis errichtet und gut dokumentiert.




Am 18. August 1972 ging das Werk Mark II in Neubeckum in Betrieb. Aber die Anlagen für die Beladung an der Hohen Lieth waren noch nicht fertig. So mußten täglich über 100 Wagen Wagen am Hillenberg beladen werden und es wurden etwa 50 Otmm Wagen der DB angemietet, die auch im Bahnhof Warstein beladen werden konnten.

Am 21. Mai 1973 konnte das Silo in Betrieb genommen werden und die Verladung wie geplant aufgenommen werden.

Nach der abschließenden Fertigstellung der Verladeanlage konnten die Fd Wagen staubvermeidend und automatisiert beladen werden. Allerding gab es noch Anfangsschwierigkeiten. So wurde am 10. September 1973 die Leihlok D4 der Bentheimer Eisenbahn durch ein Teleskoprohr am Silo stark beschädigt.


Auch die betriebliche Abwicklung änderte sich mit der Aufnahme des Mark II Verkehrs. Es wurden feste Zugstämme von je 20 Fd-Wagen eingesetzt. Diese fuhren nach dem Eintreffen als Leerzug in Warstein mit der Zuglok auf die Lieth und wurden in Schritten von je 2 Wagen befüllt (siehe Fotos oben). Dann fuhr eine weitere Lok als Leerfahrt auf die Lieth um den beladenen Zug zusammen mit der anderen Lok abzuholen. Die Lok des Leerzuges blieb als Schiebelok bis zur Haarhöhe zwischen Belecke und Uelde am Zug und kehrte als Leerfahrt nach Warstein zurück um den nächsten, schon in der Beladung befindlichen Zug, von der Lieth abzuholen.
Um den Betriebsablauf zum Hillenberg und zur Lieth sicherer zu machen wurde 1973 Sprechfunk zwischen dem Bahnhof Warstein und der Industriebahn eingeführt. Später wurden die Leerzüge ab Warstein zur Lieth geschoben mit einem Rangierer auf der Bühne des ersten Wagen.

Am Ende des langen Gleis hinter dem Silo befand sich noch eine Rampe von der Otmm Wagen aus LKW mit Schotter befüllt werden konnten.
Bereits 1980 wurden Pläne geschmiedet, die Bahn zur Lieth weiter zu verlängern, was aber unterblieb. Das heutige Gleis zur Brauerei folgt diesen alten Plänen.

Quellen
Sammlung Christoph Riegel
Mendelin, Tüllmann: Schützenpost Warstein 2019
Kückmann, Beyer, Von Warstein bis ins Münsterland, DGEG Medien
Archiv WLE in Soest und Lippstadt
FREMO WLE Zoom Mai 2022 -> Forts. Juni 2022
Diverse Netzfunde