Wülfte, Hp und Anschluß

Das Dorf Wülfte kann auf eine über 750 jährige Geschichte zurück blicken. Es liegt am Rande der Briloner Hochfläche. Im Jahr 1898 wurde die Bahnstrecke der WLE von Belecke nach Brilon eröffnet und Wülfte erhielt, wie ein Teil der Nachbardörfer, einen Haltepunkt an der neuen Strecke.

Die Dorfchronik berichtet für das erste Jahr von einem Verkauf von 200 Fahrkarten für die Anreise zum örtlichen Schützenfest. Bei einer Einwohnerzahlt von unter 500 Personen sicherlich bemerkenswert.

Farbiger Lageplan des Haltepunkts (Sammlung Riegel)

Der Haltepunkt befand sich bei Kilometer 4,2 von Brilon aus gezählt. Der Weg zum Dorf führte durch einen schmalen Pass in den Wäldern hinauf.

Die Berge am Rande des sich hier ausbildenden Möhnetals bestehen zum meisten Teil aus Kalkstein oder Kalkspat. Durch die Möglichkeit des günstigen Transport mit der Bahn bot sich auch in Wülfte die Anlage eines Steinbruchs an.

Kartenausschnitt etwa 1905 noch ohne Steinbrüche (Sammlung Riegel)

1921 wurde dieser Kalksteinbruch allerdings nicht am vorhandenen Haltepunkt beim Osterhof angelegt, sondern süd-östlich der Straße von der Möhnetalstraße hinauf zum Dorf. Im Jahr 1924 wurde auf der gegenüber liegenden Seite der Dorfstraße ein Kalkspatbruch auf dem Grundstück von W. Bödefeld eröffnet. Beide Steinbrüche erhielten einen Gleisanschluß zur WLE. Nach dem Fahrplan lagen die Anschlüsse zu beiden Brüchen bei Kilometer 3,4.

Plan der Anschlüsse in der Übersicht (Sammlung Riegel)
Ein genauerer Blick auf die beiden Anschlüsse (Sammlung Riegel)

Durch die Lage der Anschlußgleise konnten diese nur auf der Fahrt nach Belecke bedient werden. Oder die Wagen mußten nach Brilon zurück geschoben werden. Für das Abkuppeln von Wagen im Streckengleis waren besondere Vorschriften zu beachten (siehe Auszug aus den Betrieblichen Vorschriften von 1938, links).

Die Fahrpläne sahen die folgenden Zeiten für Bedienungsfahrten vor:

1933

Ü 792 17.45 ab BrS – Ü 731 18.10 an BrS (Lok zwischen den P 37 und P 40)

1940

Ü 772 B 9.30 ab BrS – 10.05 an BrS

.

Aus den Betriebl. Vorschriften sind die Rheinischen Kalkwerke Wülfrath als Betrieber der Brüche zu ersehen. So wurden die Kalksteine, die von der Rampe in von Anschluß II verladen wurden, sicherlich bei der Eisenherstellung im Ruhrgebiet verwendet.

Weitere Fahrpläne zur Bedienung

1952

Ü 790 8.00 ab BrS – Ü 791 9.42 an BrS (Lok zwischen P 31 und P 34, Ü nach Scharfenberg u. z.)

Ü 794 B 9.55 ab BrS – 10.10 an BrS

Ng 722 12.43 bis 12.53

Ü 795 B 15.55 ab BrS – 16.10 an BrS (Lok zwischen P 35 und P 38)

1954

Ü 790 7.45 ab BrS – Ü 791 9.48 an Brs (Lok zwischen P 31 und P 34, Ü nach Scharfenberg u. z.)

Ü 787 B 9.55 ab BrS – 10.10 an BrS

Ng 722 12.43 bis 12.48

Ü 785 B 15.55 ab BrS – 16.10 an BrS (Lok zwischen P 35 und P 38)

1958 (es fuhren nur noch wenige Personenzüge auf der Möhnetalbahn, zusätzlich noch der DB Kiepenkerlexpress)

Ü 797 B 12.15 ab BrS – 12.30 an BrS (Lok von 723 / 724, dem täglichen Nahgüterzug)

Ng 724 12.47 bis 13.00

Ü 798 B 15.55 ab BrS – 16.10 an BrS (Lok zwischen P 35 und P 38)

1962

keine Bedienung mehr

Die Arbeit in den Steinbrüchen endete am 19. April 1956.

Die Anschlüsse und die alte Möhnestraße sind gut zu erkennen.

In den 1960er Jahren wurde die Möhnestraße großzügig zur Bundesstraße 516 ausgebaut. In diesem Zusammenhang wurden die Gleise der WLE auf eine neue Trasse verlegt und die Gleise zu den Steinbrüchen abgebaut. Heute ist nicht mehr viel von der Gewinnung der Bodenschätze in diesem Bereich zu sehen. Im Bruch II ist seit 1985 das Tierschutzheim Brilon zu Hause.

Eine Ausflugsgesellschaft am Haltepunkt, man beachte die schmale Straße mit Bäumen auf beiden Seiten = FREMO Provinzialprofil (Foto: Dorfverein Wülfte)
Die Wartehalle von Wülfte, auch vor dem Straßenausbau (Foto: Archiv WLE)
Nach dem Straßenausbau in den 1970er Jahren (Foto: Archiv WLE)
Noch eine Übersicht, Luftbild von 1956

Mittlerweile ist auch die Strecke der WLE in diesem Teil abgebaut.

Quellen

Sammlung Christoph Riegel

Homepage www.wuelfte.de

Kückmann, Beyer, Von Warstein bis ins Münsterland, DGEG Medien

Archiv WLE in Soest und Lippstadt

FREMO WLE Zoom Mai 2022

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