Werk Germania

Vorwort

Die Geschichte der Zementwerke in Westfalen ist geprägt von ständigem Auf und Ab, Neugründung und Stilllegung, Ertrag und Preiskrieg, Übernehmen und übernommen werden. Damit ist auch die Geschichte der WLE eng verbunden, da sie von diesen Wirrungen sehr stark abhängig war. Auch der Wettbewerb mit dem Transport auf der Straße wirkte sich immer wieder auf die Zusammenarbeit zwischen Zementwerken und WLE aus.

(Foto: G-Maps)

Die Zusammenhänge zwischen Streckeneröffnung und Gründung der Werke entlang der Strecke sind deutlich.

Geschichte der Germania

Das Werk Germania wurde 1899 durch die Rhenania AG von auswärtigen Aktionären gegründet. Bereits 1900 erfolgte ein finanzieller Zusammenbruch der 1901 zu einer Übernahme durch die Germania AG führte. Die Germania AG verfügte über weitere Zementwerke in der Region Hannover. Durch die Verflechtung mit den anderen Werken konnte die Germania in Kalköfen keine eigene Geschäftpolitik verfolgen, wurde aber in den Jahren ab 1960 durch große Modernisierungen und Erweiterungen gestärkt. Ab 1967 sollte eine Trennung von den Werken in der Region Hannover erfolgen. Über Aktien Zukäufe wurde Anfang der 1970er Jahre das Werk Germania dann ein Teil der Elsa AG und mit dieser an die Anneliese AG übertragen. Trotz der Stillegung vieler Werke, die zum Anneliese Konzern gehörten, blieb das Werk Germania als Werk II, Anneliese Süd bis heute erhalten.

Steinanlieferungen

Auf der Grenze zwischen den Gemeinden Neubeckum und Ennigerloh wurde im April 1899 der Bahnhof Kalköfen der WLE eröffnet. Neben einem Bahnsteig für den Berufsverkehr diente er für Rangieraufgaben für die umliegenden Zementwerke. Auch Germania erhielt umfangreiche Werksgleise.

Gleisanlagen der Germania auf dem Bahnhof Kalköfen, 1948 (WLE Archiv)

Die Belieferung mit Kalksteinen aus Warstein war in kleinem Umfang schon seit den 1940er Jahren erfolgt. Der neue Omi – Wagen wurde 1950 auch bei der Germania vorgestellt. Die Umladung erfolgte testweise in Muldenkipper der werksinternen Feldbahn.

28. Juli 1950 (Foto: Archiv WLE)

28. Juli 1950 (Foto: Archiv WLE)

Bei der Germania war man von der neuen Transportmöglichkeit schnell überzeugt und schuf die Möglichkeit, die Omi in einen Tiefbunker zu entladen, der mit der werksinternen Brecheranlage verbunden war. Der Entladebunker wurde an dem Streckengleis Kalköfen – Ennigerloh errichtet, so daß ein durchgehender Zugverkehr während der Entladung nicht möglich war.

Entladebunker, 1951 (Foto: WLE Archiv)
Die Lage des Bunkers gegenüber der Energieversorgung (Archiv WLE)
Luftbild der Germania, der Bunker ist oberhalb (nördlich) gegenüber des Trafohauses zu erkennen, 1962 (Foto: Sammlung Riegel)

Mit der Einführung der Fd60 – Wagen sollten diese auch bei Germania am bestehenden Bunker entladen werden. Allerdings hätten hierzu umfangreiche Änderungen erfolgen müssen, da die Flachmulden nicht so weit aus dem Luftraumprofil herausschwenkten wie die Omi Mulden. Längere Zeit wurde nach Lösungen für dieses Problem gesucht.

Letztendlich wurde ein Entladegleis für Fd – Wagen geschaffen, welches als Gleisverschlingung aus dem Streckengleis mit Weichen ohne Herzstück erstellt wurde. Die Kranbahn zum Anheben der Fd Mulden wurde so wie auf dieser Zeichnung realisiert.

Diese Besonderheit konnte 1968 in Betrieb genommen werden und somit auch Fd für die Belieferung bei der Germania eingesetzt werden.

1962 (WLE Archiv)

Skizze für die Gleisverschlingung mit den „Weichen“ 21 und 22 (Sammlung Riegel)
Sammlung betrieblicher Vorschriften, Bahnhof Kalköfen, Buchfahrplan 1971 (Sammlung Riegel)
Germania 1965, unten rechts die Gleisanlagen vom Bahnhof Kalköfen (Foto: Sammlung Riegel)
Werk Germania aus der Lokführer Perspektive, am Streckengleis sind der Entladebunker und die Krananlage hinter dem Großsilo schwach zu erkennen, 1973 (Foto: Archiv WLE)
Gleisanlagen und Bahnübergang im Werk, 1983 (Archiv WLE)
Übersicht mit den Resten des Bunker und des BÜ, 2005 (Foto: Riegel)

Ab 1975 wurde zumeist täglich ein Zug (Dg 320) aus Fd Wagen bei Germania entladen. Die Belieferung endete in den 1980er Jahren.

Modell

Anfang der 2000er Jahre hat Ralf ein Zementwerk für den FREMO Betrieb gebaut, welches sich in Aussehen und Betrieb an der Germania anlehnte. Im Rahmen der selektiven Anpassung wurde es erst Friedhöner genannt, später bekam es den Namen Pegasus. Selbst die Gleisverschlingung (auf dem 4. Modul) war vorhanden und betriebsfähig. Wie so viele beim Vorbild wurde auch dieses Zementwerk 2007 verkauft.

Pegasus beim Treffen Rheda 2007, rechts am Rand die Krananlage über dem Streckengleis (Foto: LCU)

Quellen

Sammlung Christoph Riegel

100 Jahre Zementproduktion in Ennigerloh, Heidelberg Zement www.heidelbergmaterials.de/sites/default/files/assets/document/c3/cc/4_geschichte_ennigerloh_web.pdf

Zement Museum Beckum www.zement-museum.de

Kückmann, Beyer, Von Warstein bis ins Münsterland, DGEG Medien

Archiv WLE in Soest und Lippstadt

FREMO WLE Zoom Juli 2022

Diverse Netzfunde